Tschechien – billiges Montageland?
21.3.2011
Das Tschechische Statistische Amt hat eine neue Methodik der Berechnung der Außenbilanz Tschechiens eingeführt. Diese sollte die Realität genauer beschreiben.
Neu wird der durch die ausländischen Marken gebildeter Mehrwert nicht mehr eingerechnet. Dies führt zu einer nicht unwesentlichen Reduzierung des positiven Ergebnisses. Im Januar 2011 würde nach der alten Berechnungsweise der Überschuss der Außenhandelsbilanz noch 15,7 Mrd. CZK betragen, laut der neuen Methodik handelt es sich um lediglich etwa 0,6 Mrd. CZK. Früher wurden in die Exportstatistik die von den Abnehmern tschechischer Firmen auf den Exportmärkten erzielten Preise eingerechnet, die zum erheblichen Teil durch den positiven Einfluss der Marken der ausländischen Abnehmer erhöht wurden. Die real erzielten und von den tschechischen Produzenten auch erhaltenen Verkaufspreise waren viel niedriger. Der Außenhandelsüberschuss Tschechiens im Jahre 2010 ist durch diese Änderung der Methodik von 123 Mrd. CZK Überschuss in ein Defizit von 23 Mrd. CZK gerutscht. Laut Experten bestätigen diese Zahlen leider das Image Tschechiens, als eines billigen Montagelandes. Den tatsächlichen Mehrwert bilden die ausländischen Abnehmer, die in Tschechien wegen Mehrwertsteuer registriert sind. Die alte Berechnungsweise war auch angesichts der Weltwirtschaftskrise nicht mehr zu halten. Die wachsenden Exportzahlen haben der sinkenden Wirtschafsleistung und dem Geldzufluss nach Tschechien nicht mehr entsprochen. Die neue Weise der Berechnung des Exportes wird sich auch in der Berechnung des gesamten BIPs Tschechien wiederspiegeln. Selbst bei der Anwendung der korrigierten Berechnungsweise weist die tschechische Ausfuhr in den letzten Monaten ein starkes Wachstum aus. Im Jahresvergleich ist der tschechische Export im Januar 2011 um 28,4% gestiegen. Positive Zahlen liefert auch der Monatsvergleich mit Dezember 2010. Die Wiederbelebung der Weltwirtschaft wird also auch hier spürbar. Die weitere Entwicklung wird angesichts der relativ vollen Auftragsbüchern tschechischer Industrieunternehmen weiterhin positiv angesehen, wobei die mittelfristige Aussicht dann eher eine Verlangsamung des Exportwachstums vorhersieht.
Quelle: Tschechisches Statistisches Amt