Starke Wirtschaftslage in Tschechien führt zu branchenübergreifender Arbeitnehmerfluktuation
24.6.2018
Das hohe Wirtschaftswachstum und die gleichzeitig sehr niedrige Arbeitslosigkeit führt in Tschechien in einigen Branchen zu einem Mangel an Mitarbeitern. Arbeitgeber, die es verpasst haben die Gehälter rechtzeitig an die Wirtschaftslage anzupassen (zu erhöhen), haben im Moment große Probleme ihr Geschäft wie gewohnt zu führen. Immer mehr Arbeitnehmer kündigen und wechseln zu einem anderen Unternehmen, das ihnen ein besseres Gehalt zahlt.
Das Phänomen der momentanen Arbeitnehmerfluktuation ist branchenübergreifend, es fehlt nicht nur an Berufskraftfahrern und Bankmitarbeitern, sondern auch an Mitarbeitern bei der staatlichen Post. Berufskraftfahrer fehlen im Moment in vielen Firmen, insgesamt fehlen auf dem tschechischen Arbeitsmarkt ca. 10.000 von ihnen. Die Unternehmen tun sich schwer geeignete Fahrer zu finden, das führt zu deutlichen Verspätungen bei den Lieferungen, die nicht zuletzt auch die Kunden zu spüren bekommen. Der größte tschechische Verkäufer von Elektronik Alza.cz geht sogar so weit, dass er in Betracht zieht, Uber für seine Lieferungen zu nutzen, um den Verspätungen bei der Lieferung entgegenzuwirken.
Selbst die Česká pošta (Tschechische Post) hat mit der Mitarbeiterfluktuation zu kämpfen, hierbei liegt die Ursache ebenfalls bei den niedrigen Gehältern. Dem größten staatlichen Unternehmen (über 30.000 Mitarbeiter) fehlen zurzeit etwa 1.300 Angestellte. Dadurch sinkt die Qualität der Arbeit, sodass Briefe oder Pakete bis zu einer Woche unterwegs sind, bevor sie am Zielort eintreffen. Das durchschnittliche Gehalt bei der Tschechischen Post wurde im April um 6% erhöht und liegt nun bei ca. 25.600 CZK (ca. 1000 €), was jedoch immer noch geringer ist als der allgemeine Durchschnittslohn von 30.000 CZK (1160 €). Da viele der Mitarbeiter sogar weniger als 20.000 CZK im Monat verdienen, ist es kein Wunder, dass sie kündigen und eine besser bezahlte Stelle annehmen. Obwohl die Post solche Probleme hat, weigert sich der Staat momentan die Subventionen zu erhöhen. Sie liegen zurzeit bei 500 Mio. CZK (19,3 Mio. €) jährlich, was im Vergleich zu den Subventionen der Tschechischen Bahn sehr gering ist, sie erhalten 14 Mrd. CZK (540 Mio. €). Die Gewerkschaftler fordern 1,5 Mrd. CZK (58 Mio. €) an Subventionen, um dafür zu sorgen, dass bessere Löhne gezahlt werden können. Momentan sieht es jedoch so aus, als müssten die Tschechen weiter mit Verspätungen bei der Lieferung ihrer Pakete rechnen, da eine Erhöhung der Subventionen bzw. eine erhebliche Erhöhung der Gehälter noch nicht ersichtlich ist.
Bei den tschechischen Bankunternehmen sieht die Lage sehr ähnlich aus, viele Mitarbeiter verlassen die Banken für einen Job mit besserer Bezahlung und gleichzeitig geringerem Druck. Am meisten fehlt es an Büroangestellten sowie Personal, das zuständig für die Bankkunden ist. Laut dem Portal jobs.cz sind momentan 2.200 Stellen unbesetzt. Die Banken hatten in der Vergangenheit nie Probleme Angestellte zu finden bzw. sie zu halten, da sie stets für Seriosität und gute Bezahlung standen. Doch auch sie haben die rechtzeitige Angleichung der Gehälter verpasst und somit fehlen fast allen großen Banken Mitarbeiter. Der Česká spořitelna fehlen 300 Mitarbeiter, bei der ČSOB sind es 230 und bei der Komerční banka sind 200 Stellen unbesetzt. Nicht nur in den Großstädten wie Prag oder Pilsen fehlt es an Bankmitarbeitern, sondern landesweit.
Quelle: Tschechisches Innenministerium & Tschechische Handelskammer
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