Airbnb in Tschechien
30.8.2018
(Veröffentlicht am 15.10.2017. Aktualisiert am 30.8.2018)
Das Ferienwohnungsportal Airbnb spielt in Tschechien eine immer größere Rolle. Das seit 2009 auf dem tschechischen Markt agierende Unternehmen hat die heimische Wirtschaft in den letzten 12 Monaten (01.09.2016-01.09.2017), nach eigenen Angaben, um 3.9 Milliarden CZK (156 Mio. €) bereichert. Laut Airbnb setzt sich diese Zahl zusammen aus 1.7 Milliarden CZK (68 Mio. €), die die Gastgeber eingenommen haben und 2.2 Milliarden CZK (88 Mio. €), die die Touristen in Tschechien ausgegeben haben.
Im Land gab es in diesem Zeitraum über 900.000 Gäste, die im Schnitt 3,3 Tage blieben und zu 69% aus Europa kamen. Die Gäste wurden von mehr als 10.400 Gastgebern betreut, die im Durchschnitt 2.000€ (50.000 CZK) pro Jahr durch Airbnb dazu verdienen, da sie ihren Wohnraum herkömmlich für 38 Tage zur Verfügung stellen. Im Vergleich zu den letzten 12 Monaten lässt sich ein Zuwachs von 64% verzeichnen, während in Prag das Wachstum 58% betrug, stieg die Anzahl der Vermietungen im Rest Tschechiens um 132%.
Knapp 90% der Touristen, die über Airbnb eine Unterkunft buchen, habe ihren Aufenthalt in Prag, wo sie von 7.200 Gastgebern erwartet werden. Die jährliche Durchschnittsvermietung ist in der Hauptstadt deutlich höher, sie liegt bei 55 Nächten. Fast 20% der Touristen wohnen in Prag 1, dem inneren Kern der Stadt.
Airbnb spricht ausschließlich von positiven Auswirkungen, da eine Vielzahl von Touristen nach Tschechien komme, die ohne Airbnb zu Hause blieben und die Wirtschaft gleichzeitig sehr viel Geld einnehme. Des weiteren spricht Airbnb davon, dass der typische Vermieter ein normales Mitglied der Gesellschaft sei und sein Zuhause „gelegentlich“ vermieten würde. Das die Realität oftmals anders aussieht, drückt sich nicht nur durch die immer weiter steigenden Mietpreise aus, die in der Innenstadt Prags buchstäblich explodieren und somit Einheimische und Familien aus der Stadt drängen. Ein weiterer Faktor ist, dass die Stadt meist nichts an den Vermietungen verdient, da die Einnahmen nicht versteuert werden. Airbnb zeigt sich jedoch verhandlungsbereit und will mit der tschechischen Regierung klare Regeln ausarbeiten um zwischen kommerzieller Vermietung und gelegentlicher Vermietung zum Zuverdienst zu unterscheiden.
Update (30.08.2018): Identitäten und Umsätze der Airbnb-Vermieter wurden den tschechischen Finanzbehörden übermittelt.
Lange Zeit waren jegliche Informationen über Airbnb-Vermieter unzugänglich für den Staat, Identität sowie Umsätze blieben den Finanzämtern vorenthalten. Airbnb hatte sich in der Vergangenheit stets geweigert die relevanten Daten an den Staat zu übermitteln.
Nun sind diese Informationen in die Hände der tschechischen Finanzbehörden gelangt, wie das geschehen ist, ist bisher unklar. Wahrscheinlich ist, dass der Staat bei der tschechischen Bank, über die Airbnb den Zahlungsverkehr laufen lässt, nach den Informationen verlangt hat. Laut tschechischem Recht darf der Staat von den Banken hierzulande diese Informationen erfragen. Damit sind die Identitäten sowie die Einkommen aller Airbnb-Vermieter nun in den Händen des Staates. Das ist ein großer Schlag gegen die massive Steuerhinterziehung, da sehr viele Vermieter ihre Umsätze, die sie über Airbnb generieren, nicht versteuern.
Allein in Prag sind das etwa 460 Mio. CZK (ca. 17,9 Mio. €) jährlich, davon entfallen 100 Mio. CZK (ca. 3,9 Mio. €) auf die Stadtgebühren. Diese hohen Summen entstehen, da mittlerweile eine Vielzahl der Vermieter keine gelegentlichen Vermieter sind, sondern professionell Unterkünfte anbieten und somit einen relativen hohen Umsatz erzielen. 70% des Airbnb-Geschäfts in Prag entfällt auf Vermieter, die mehr als eine Wohnung anbieten, 40% entfällt auf Vermieter, die mehr als zehn Wohnungen anbieten. Das bedeutet, dass viele nicht nur die Stadtgebühren und die Einkommensteuer entrichten müssen, sondern auch mehrwertsteuerpflichtig sind. Die Mehrwertsteuer muss ab einem Umsatz von 1 Mio. CZK (ca. 39.000 €) gezahlt werden. Im Vorfeld zu den jetzigen Untersuchungen und Steuerprüfungen wurden die Vermieter vorgewarnt. Da jedoch kaum jemand auf die Warnungen reagiert hat, müssen die meisten Airbnb-Vermieter jetzt mit glimpflichen Strafen rechnen.
Die deutlich erschwerte Steuerhinterziehung der Vermieter könnte in der nächsten Zeit dazu führen, dass das Angebot bei Airbnb kleiner wird. Die erhobenen Steuern senken den Gewinn und die Rentabilität, sodass manche Vermieter die professionelle Vermietung möglicherweise einstellen bzw. die Preise erhöhen. Ein Erhöhen der Preise wird den Airbnb-Markt wohl auch etwas verkleinern, das zu erwarten ist, dass eine gewisse Prozentzahl der Mieter zukünftig in einer Pension oder einem Hotel übernachtet. Die Verkleinerung des Angebots bei Airbnb könnte dann unter Umständen zu einer leichten Entspannung auf dem Prager Wohnungsmarkt führen, da diese Wohnungen vermutlich zumindest teilweise wieder auf dem freien Markt zu finden sein werden. Somit würde das knappe Angebot an Wohnraum steigen, was vermutlich zumindest zu einer Verlangsamung des Preisanstiegs für Wohnungen führen wird.
Quelle: (airbnbcitizen.com)
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